„Mit Verstand und Tatkraft – Frauen kämpfen für die Demokratie“

Die vergessenen Frauen in der deutschen Demokratiegeschichte

Bilder von einer deutschen Frauenbewegung sind rar. Die Historikerin Hedwig Richter geht noch weiter und behauptet: „Die Deutschen haben keine Ikonografie der eigenen Demokratiegeschichte.“ Das Projekt „Mit Verstand und Tatkraft – Frauen kämpfen für die Demokratie“ widmet sich dieser „Erinnerungslücke“ und versucht, die manchmal nüchterne, mühsame wie langatmige Geschichte demokratischer Reformen und Aushandlungsprozesse von Frauen in Deutschland spannend und innovativ zu erzählen.

 

Das Projekt

Bis heute werden Frauen in der Geschichtsvermittlung häufig in ihrer (bedeutenden) Rolle übergangen, die Historikerin Gisela Bock spricht sogar von einer „expliziten Maskulinisierung der politischen Partizipation“ für das 19. und 20. Jahrhundert: Lautes Diskutieren und Welt-Erklären, das Schreiten zur Wahlkabine, auf die Barrikaden gehen – all diese politischen Tätigkeiten seien nahezu ausschließlich Männern zugeschrieben worden.

Heute wissen wir, dass Frauen auf vielfältige Weise(n) an Revolutionen in der deutschen Demokratiegeschichte beteiligt waren. Deswegen nehmen wir die Jubiläen 175. Jahrestag des Zusammentretens der gewählten Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche 1848 und 35. Jahrestag des Mauerfalls 1989 zum Anlass, dieses Vakuum mit einem innovativen, multimedialen Projekt gemeinsam mit der Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte zu schließen. Wir wollen so nicht nur dem in den Lehrplänen bloß am Rande behandelten Thema einen größeren Raum bieten, sondern auch den Errungenschaften weiblicher Teilhabe in Geschichte und Politik Beachtung schenken.

 

Geschichte erfahr- und erlebbar machen

Geschichtsunterricht sollte nicht nur im Klassenzimmer stattfinden. An bedeutenden, historischen Orten zu lernen und sie auf diese Weise wieder lebendig werden zu lassen, fördert ein nachhaltiges Lernen und Verständnis. Durch die Verknüpfung mit einem in der Geschichte bedeutenden Ort lernen die Schülerinnen und Schüler die dort stattgefundenen Ereignisse nicht nur besser kennen – und stellen mehr Fragen. Es ruft auch ein tiefergehendes Interesse hervor, welches sich wiederum positiv auf das Verständnis auswirken kann. Geschichte wird so nicht nur mit einem Text verknüpft, sondern mit einer spezifischen Atmosphäre, im besten Fall einem konkreten Erleben.

All diese Charakteristiken werden durch das eigenständige, filmische Erzählen der Schülerinnen und Schüler unterstützt. Indem sie selbst zu historischen Protagonistinnen werden, übernehmen sie deren Perspektive und erfahren genau, was es bedeutete, damals für die Rechte von Frauen zu kämpfen. Gleichwohl erfahren die Lernenden, dass das Erzählen von Geschichte ein rekonstruktiver Akt ist, der durch die eigene subjektive Beteiligung Verzerrungen hervorrufen kann. Wurde die Geschichtsschreibung auch deshalb verfälscht, weil sie ausschließlich von Männern betrieben wurde? Nun liegt es an den Schülerinnen und Schülern, neue Sichtweisen auf die Demokratiegeschichte hinzuzufügen und diese selbst zu (über-)schreiben.

 

 

Die Videos der Schülerinnen und Schüler werden auf einer eigens für das Projekt eingerichteten Website im Frühjahr 2025 zu sehen sein. Ebenso wird dort ein breiter Materialpool bzw. Archiv zu den Frauen in der Demokratiegeschichte zielgruppenadäquat angelegt, sodass die Lernenden sich selbst informieren können. Lehrkräfte finden dort außerdem Unterrichtsmaterialien sowie einen modularen Leitfaden für die Einbettung dieses Projekts in den Unterricht oder in außercurriculare schulische Veranstaltungen wie eine Projektwoche.

Zielgruppe

Das Angebot wendet sich bundesweit an Schülerinnen und Schüler. Besonderes Interesse dürfte es bei denen hervorrufen, die aufgrund des Schulortes eine geografische Nähe zur Paulskirche in Frankfurt (Revolution von 1848/49), der Nikolaikirche in Leipzig oder (Friedliche Revolution 1989) oder anderen Orten deutscher Demokratiegeschichte mit weiblicher Beteiligung aufweisen.

Die Materialien zu den beiden Veranstaltungen in der Pauls- und Nikolaikirche richten sich im Einzelnen an:

• Jugendliche und junge Erwachsene (14 bis 19 Jahre),
• Schülerinnen und Schüler an allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen ab Klasse 9,
• Lehrkräfte der Sekundarstufe I und II an allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen,
• engagierten Menschen und Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in der außerschulischen und politischen Bildungsarbeit.

 

Fördergeber und Projektpartner

Das Projekt „Mit Gefühl und Tatkraft – Frauen kämpfen für die Demokratie“ wird gefördert von der Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte.

Internetadressen

Unsere Podiumsdiskussion im Rahmen des Projekts mit dem Titel „Historische Orte, lebendige Geschichte – Demokratiegeschichte innovativ vermitteln und für Demokratie begeistern“ fand am 13. November 2024 statt.

Hier können Sie sich über die Veranstaltung informieren. Unter diesem Link können Sie die Veranstaltung nochmals ansehen.

Zur Homepage der Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte.

 

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